Bereits zum 20. Mal wurde 2022 das Robert Goldmann-Stipendium verliehen, ein kleines Jubiläum, das bereits 2020 angestanden hätte, aber aufgrund der Corona-Pandemie nun zwei Jahre verspätet stattfand.
Der Sohn des verstorbenen Robert Goldmann, Peter Goldmann, überbrachte während der Preisverleihung, die am 9. November 2022 im Heinrich-Klein-Saal stattfand, per Video die herzlichsten Glückwünsche an die Preisträgerin Ronya Othmann.
Die 29-jährige in München geborene Journalistin und Schriftstellerin ist die Tochter eines kurdisch-jesidischen Vaters und einer deutschen Mutter. In ihrem Wirken und Schaffen stellt sich Ronya Othmann gegen die romantisierenden Vorstellungen Kurdistans, der Heimat ihres Vaters. Sie argumentiert, dass Kurdistan keine Projektionsfläche für rechte oder linke Politik sein sollte, ist es doch eine politisch, religiös und gesellschaftlich heterogene Ethnie im Nahen Osten. Diese Thematik greift sie einerseits in ihren Werken, sie schreibt Prosa, Gedichte und Essays, und zum anderen in Kolumnen beispielsweise in der FAZ oder in der Veröffentlichung journalistischer Texte.
Peter Goldmann auf Deutsch in seiner Videoansprache: „Ihre Arbeit und die anderer engagierter Journalisten ist entscheidend für das Verständnis der Öffentlichkeit für die anhaltende Bedrohung durch Antisemitismus in Deutschland, in der EU und darüber hinaus. Ihre scharfen Einblicke in die Funktionsweise antijüdischer Ressentiments innerhalb aller ethnischen Gruppen, einschließlich der Muslime, sind lobenswert, und ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei ihrer weiteren Arbeit in diesem Bereich.”
Die Mitautorin der Preisträgerin und Laudatorin Anna Yeliz Schentke, blickte in ihrer Laudatio auf das Wirken Othmanns:
„Ronya Othmanns Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Ausgrenzung ist vielschichtig. In ihren Beiträgen zu diesen Themen greift sie nicht auf Vereinfachungen zurück. Sie zeigt auf, dass gerade in marginalisierten Gruppen Formen der selbst erfahrenen Ausgrenzung und eigene Vorurteile gegenüber anderen Gruppen komplex verschachtelt sein können und dass präzise und differenzierende Analysen dieser Komplexitäten unumgänglich sind.“
Und sie spricht einen Satz, der in wenigen Worten zeigt, wie vielen Anfeindungen sie Ronya Othmann wohl ausgesetzt fühlt: „Wer gegen Rassismus anschreibt, muss damit rechnen, von rechts angefeindet zu werden. Wer gegen Antisemitismus anschreibt, wird von allen Seiten angefeindet.“
Dass sie ihren Weg trotzdem unbeirrt weitergeht ist einer der Gründe, warum Ronya Othmann am 9. November 2022 die Urkunde zum Robert-Goldmann-Stipendium aus den Händen von Bürgermeister Manuel Feick erhielt.
Ronya Othmann sagt in ihrer anschließenden Rede, dass sie sehr überrascht war, als sie die Nachricht erhielt, für das Goldmann-Stipendium ausgewählt worden zu sein und umso mehr erfreut war sie, als sie dann die Auszeichnung in den Händen hielt. „Das Schreiben ist meine Arbeit. Damit kann ich Geschichte gegenwärtig machen“.
Das Datum der Verleihung wurde bewusst gewählt. Bürgermeister Manuel Feick weist in seiner Rede darauf hin, dass das Stipendium nun regelmäßig an diesem Datum vergeben werden soll. Ist der 9. November doch ein Tag der Erinnerung, aber vor allem ein Schicksalstag der deutschen Geschichte. Kaum ein Tag hat die Deutsche Geschichte so geprägt wie dieses Datum. Den traurigen Höhepunkt bildet dieses Datum mit der Jahreszahl 1938, gilt doch der 9. November dieses Jahres als Scheitelpunkt der Novemberpogrome und die Nacht darauf erreichte als Reichskristallnacht traurige Berühmtheit.
Den örtlichen Bezug gab mit der musikalischen Umrahmung der sehr feierlichen Veranstaltung der „Guggugg“ Jürgen Poth mit Stücken aus seinem Programm „Jüdische Nachbarn“.