Pressemitteilung
Vergabe des Robert-Goldmann-Stipendiums 2025
Das diesjährige Robert-Goldmann-Stipendium wurde in diesem Jahr an zwei junge Frauen aus dem sachsen-anhaltischen Aschersleben verliehen. Alina Hinz und Rabia Lore Ekim, beide 19 Jahre alt, kamen vor etwa vier Jahren mit der Geschichte jüdischen Lebens in Berührung. Damals meldeten sich beide Damen bei der Peer Guide-Ausbildung im Museum Aschersleben an und erhielten dort erstmals einen Einblick über Anne Frank, deren Familie, ihr Leben und das bekannte Tagebuch. Den beiden damals 15-jährigen Mädchen wurde sofort bewusst, dass sie die jüdische Geschichte und das Leben der Anne Frank weiterverfolgen möchten und ließen sich zu Anne-Frank-Botschafterinnen ausbilden. Bei dem Qualifizierungsseminar vertieften Alina und Rabia ihr Wissen zu Diskriminierung, Nationalsozialismus und dem Holocaust.
Großes Vorbild beider jungen Frauen ist die inzwischen verstorbene Margot Friedländer, die beide noch kennenlernen und zu Hause besuchen durften.
Im April 2022 nahmen beide an einem viertägigen Seminar des Anne-Frank-Zentrums in Berlin teil und erarbeiteten dort gemeinsam zwei Projekte. Zum einen entwickelten sie eine Stadtführung mit dem Namen „Spaziergang durch die Zeit“ – hier ging und geht es um die Verlegung von Stolpersteinen und die dahinter verborgenen Geschichten – und zum anderen erstellten sie einen Anne-Frank-Workshop, mit dem sie in Schulen gingen und gehen, um dort Aufklärungsarbeit bei jungen Menschen zu leisten.
Bürgermeister Manuel Feick hob den Einsatz der beiden Preisträgerinnen hervor: „Ihr vorbildliches Engagement zeigt uns, dass Erinnerung nicht im Stein der Mahnmale stehen bleiben darf, sondern in den Köpfen und Herzen lebendig sein muss.
Sie zeigen, dass unsere historische Verantwortung nicht nur im Rückblick existiert, sondern unser Handeln in der Gegenwart prägt: im Umgang mit jüdischem Leben, mit Minderheiten, mit Geflüchteten, mit all denen, deren Stimme zu leise ist. Das ist von unschätzbarem Wert.“
Die Grüße von Peter Goldmann, Sohn des vor sieben Jahren verstorbenen Namensgebers für das jährlich verliehene Stipendium, überbrachte der langjährige Freund der Familie Dr. Michael Mertes. Die Laudatio zur Ehrung übersandten Axel Wiczorek und Lars Bremmer, Direktor und Lehrer des Stephaneum Aschersleben, dem Gymnasium, an dem Alina Hinz und Rabia Lore Ekim zur Schule gingen und in dem sie auch ihren Workshop abhielten, per Video.
In Reinheim zu Gast waren die beiden Preisträgerinnen gemeinsam mit ihren Familien, die sie am Ehrungsabend begleiteten.
Eine weitere Ehrung, die sie bereits 2024 erhalten haben, machte die beiden Damen deutschlandweit bekannt. Sie erhielten im vergangenen Jahr aus den Händen der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock das Ehrenherz bei „Ein Herz für Kinder“.
Nach der Verleihung des Stipendiums stellten sich beide Preisträgerinnen mit einem Kurzfilm vor – mit teils emotionalen Bildern vom Besuch bei Margot Friedländer, teils mit fröhlichen Bildern von verschiedenen Treffen mit anderen Jugendlichen.
Und beide machten während ihrer Präsentation deutlich: Wir setzen uns beide weiter ein – gegen das Vergessen und für das Näherbringen der jüdischen Geschichte.
„Wir wollen in einer Welt sein, wo wir so sein können, wie wir sind.“ – das war das Fazit von Alina Hinz und Rabia Lore Ekim am Ende ihrer Präsentation.
Bürgermeister Manuel Feick fügt in seiner Rede hinzu: „Wenn wir heute dieses Stipendium vergeben, dann ehren wir nicht nur eine beeindruckende Leistung. Wir erneuern öffentlich unser Versprechen: Reinheim ist eine Stadt, die sich ihrer Geschichte stellt. Eine Stadt, die das Schicksal ihrer jüdischen Bürgerinnen und Bürger nicht verdrängt, sondern daraus Verantwortung ableitet – für heute und für morgen. Diese Verantwortung ist keine abstrakte Formel. Sie ist konkret.“
Die Besucherinnen und Besucher, die bei der Vergabe des Stipendiums dabei waren, fanden lobende Worte - für die beiden Stipendiatinnen und für den würdevollen Rahmen, in dem das Stipendium verliehen wurde.
Musikalisch wurde die Veranstaltung durch die Reinheimer Band „Mittendrin“ begleitet, die mit tiefgründigen Titeln auch musikalisch einen würdigen Rahmen bot.
„Ich wünsche beiden Preisträgerinnen alles erdenklich Gute für ihren weiteren Weg – sowohl beim Kampf wider dem Vergessen, als auch auf ihrem beruflichen und privaten Weg“, so Bürgermeister Manuel Feick abschließend.

